Zwischenbericht Nr. 6

Liebe Freundinnen und Freunde der Medizinhilfe, liebe Interessentinnen und Interessenten,

der letzte Zwischenbericht ist nun über vier Monate her und seither ist vieles geschehen.

Diesen Bericht möchte ich daher – auch im Namen des Leitungsteams – mit einem ganz großen DANKESCHÖN an Sie als unsere Unterstützer:innen und Spender:innen beginnen. Denn nur durch Ihre großzügige Unterstützung, können wir unsere Hilfe – sowohl an immer mehr verschiedenen Orten in der Ukraine als auch in unserem Medical Center – in diesem großen Umfang (22 Sattelschlepper und 6 Sprinter seit Kriegsbeginn) leisten. Durch unser stetig wachsendes Netzwerk aktiver und hilfsbereiter Menschen und Firmen, konnten wir unser Hilfe fortführen und sogar ausbauen. Das Interesse an unserer Arbeit ist groß – erst gestern habe ich gesehen, dass unsere Homepage bereits über 70.000-mal besucht wurde.

Was ist seit November 2022 geschehen? Im letzten Brief hatte ich berichtet, dass wir in der Planung für die Anschaffung eines Diesel-Generators für das Medical Center sind. Das war ein nervenaufreibendes Projekt. Kurz vor Weihnachten konnten wir den 100 KW-Generator inklusive eines 3000-Liter-Stahltanks nach Mukachevo liefern lassen. In den vier Wochen vorher musste praktisch der Regelbetrieb eingestellt werden, da nur unzuverlässig und für kurze Zeit Strom vorhanden war. Seit Jahresbeginn arbeitet der von uns zur Verfügung gestellte Generator nun täglich mindestens zwei Mal für zwei Stunden, um das CT zu betreiben. Denn Viktor Petrov, der Ingenieur des Medical Center, hat eine Genehmigung erwirkt, die Stromleitung für das Städtische Klinikum in Mukachevo für das Medical Center mit nutzen zu dürfen. Dadurch wird der Generator entlastet und weniger Diesel verbraucht.

Seit Januar läuft der Regelbetrieb im Medical Center wieder mit täglich 180 bis 200 Patienten. Zwei Ärztinnen, die mit ihren Kindern aus dem Osten geflüchtet sind, arbeiten nun im Medical Center – eine Kinderärztin und eine Dermatologin. Nun deckt unser Zentrum     19 verschiedene Fachrichtungen ab und leistet eine unglaublich wichtige Arbeit in der Region Transkarpthien. Denn es werden weiter kostenfrei alle Geflüchteten behandelt (nur die, die keine Mittel haben), alle Soldatinnen und Soldaten, alle Verletzten sowie weiter alle armen Menschen und Gemeindeglieder der ev.-ref. Gemeinde in Munkacs. Dies ist möglich, da wir das Team auf allen Ebenen substantiell unterstützen. Am 22. April startet der nächste Crafter voller Sprechstunden- und Laborbedarf, Lebensmittel, Hygieneartikel und Medikamente für die Mitarbeitenden in Richtung Ukraine.

Durch die großzügige Sachspende eines deutschen Pharma-Unternehmens konnten im Jahreswechsel neun Sattelschlepper voller Desinfektionsmittel an unsere Kontakte in der Ukraine und Nord-Rumänien vermittelt werden. Warenwert je LKW: 100.000€! Was uns sehr gefreut hat ist die Tatsache, dass alle unsere Empfänger dieser Hilfsgüter von der Compliance-Abteilung der Firma geprüft wurden – alle haben die Compliance bestanden.

Am 23. Januar kam ein Anruf aus dem Sana Klinikum Offenbach: Sie hätten wieder ganz viel Material für uns gesammelt – Volumen rund ein halber Sattelschlepper. Da unser Lager bereits mit Hilfsgütern rappelvoll war und es keine Alternative gab, haben wir innerhalb von nur 12 Tagen den Transport in eine Klinikgruppe in Lviv organisiert. Die Klinikgruppe in Lviv führt eine Kinderklinik mit 440 Betten, eine Chirurgie mit 410 Betten und eine weitere Klinik mit 1200 Betten. Bereits am 2. Februar verließ ein Sattelschlepper mit 14,5 Tonnen Hanau.

Kurze Zeit später schrieb der Verwaltungschef der Kliniken in einer Mail: „ We respect your glorious work. It´s probably one of the biggest donations of really needed medical stuff to our hospital.“ Also tun wir mit unserer Hilfe ganz offensichtlich genau das Richtige. Obwohl der Sattelschlepper nach Lviv sehr voll war, hatten wir noch genügend wertvolle und hilfreiche medizinische Güter, um umgehend den nächsten Transport zu planen. Diesen sendeten wir nur knapp 4 Wochen später an die Samariter der großen Kinderklinik in Kiew. Beide Kliniken in Lviv und Kiew hatten zuvor durch unsere Vermittlung bereits die Desinfektionsmittel erhalten. Wir haben bei Ankunft der Transporte aus Kiew, und von den Stationen aus Lviv, Fotos mit unseren medizinischen Hilfsgütern erhalten. Uns reicht dies als Nachweis aus einem kriegsgeschädigten Land, das unsere Hilfe an ihrem Bestimmungsort angekommen ist und verwendet wird.

Durch unsere Kontakte zu den Volunteers kommen wir mit unserer Hilfe immer weiter Richtung Ost- und Südost- Ukraine – also in die Städte, die noch bewohnt sind und von Raketen und Drohnen angegriffen werden. So kamen durch den Kontakt von Prof. jur. Maxym Tkalych aus Saporischschiya mehrere Volunteers, meist Juristen, und holten Hilfsmittel für ihre Heimat ab. Alle arbeiten für NGOs in ihren Heimatstädten, um so viel Hilfe wie möglich zu generieren. Ende Februar traf in Hanau, durch Vermittlung von Maxym, sein Kollege Fesenko Sergey, chairman of the supervisory board, der Charitable Organisation “KHARKIV VOLUNTEER UNION”, kod 44753159, square Konstytutsiyi 26, Kharkiv, 61005, Ukraine, ein. Er brachte ein offizielles Dankschreiben aus Kharkiv mit – die Millionenstadt liegt sehr nahe an der russischen Grenze. Er kam in einem alten VW-Passat mit seiner schwangeren Frau und zwei Teenager-Töchtern. Da das Auto bereits sehr voll war, konnten wir nur Medikamente und wenige andere Dinge mitgeben. Die gesamte Familie ist kurz darauf nach Kharkiv zurückgekehrt. Wir haben ihm versprochen, dass, wenn er die Möglichkeit schaffen kann, dass Hilfe in seine Stadt gebracht werden kann, wir ihm so viel Hilfsgüter senden, wie wir können.

Die Transporte durch unsere Spedition Hellmann können maximal bis Kiew oder Tscherkassy fahren. Von Kiew sind es 470 km östlich nach Kharkiv sowie 490 km südöstlich bis Dnipro und 540 km bis Saporischschiya. Sergey Fesenko gab uns die Kontaktdaten von „Michael Kröger“, der aus Norddeutschland stammt und mit einer Ukrainerin in Kiew lebt. Von seiner norddeutschen Heimatstadt Barßel aus sammelt er Hilfsgüter und bringt diese in die Ukraine. Mit seinem 12-Tonnen-LKW fährt er diese von ihm selbst, oder auch von Organisationen wie der Medizinhilfe, organisierten Hilfsgüter bis in die gefährlichsten Regionen. Er hat ein bewachtes und gesichertes Lager in Kiew gemietet. Dorthin werden wir am 19. April unseren Transport senden. Die Hälfte dieses Transportes senden wir durch ihn nach Kharkiv, die andere Hälfte wird auf Dnipro und Saporischschiya geteilt. Dnipro wurde uns als Empfängerort sehr ans Herz gelegt und Saporischschiya ist eine der beiden Stiftungen, die Maxym kennt und unterstützt.

Maxym Tkalych wird am Mittwoch, 26. April um 18 Uhr wieder im Gemeindehaus der Wallonisch-Niederländischen Gemeinde in Hanau, Gärtnerstr. 14, Hanau, eine Benefizveranstaltung mit Fragen und Antworten ausrichten, die vom Leitungsteam der Medizinhilfe geleitet werden wird. Für den Eintrittspreis von 15€ kaufen wir wieder Medikamente für Odessa, die er dann direkt mitnehmen wird. So haben wir das bei dem November-Benefiz auch gehandhabt.

Und zum Schluss noch etwas Erfreuliches: Die Medizinhilfe hat den Sozialpreis des Main-Kinzig-Kreises für besonderes ehrenamtliches soziales Engagement im Jahr 2022 erhalten. Sie sehen, unser Einsatz wird gesehen und auch politisch anerkannt.

Nach diesen vielen Einsätzen wird unser Konto weitgehend geleert sein, sodass ich eine Pause einlege und in Urlaub fliege. Ab Juni können wir dann hoffentlich weiter helfen.

Herzlichen Dank für alle Unterstützung
Martina Scheufler und das Leitungsteam der Medizinhilfe

Total Page Visits: 426 - Today Page Visits: 2

Leave a Comment